INVESTITIONS­PROGRAMM GEGEN STROMAUSFÄLLE

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GGEW AG investiert seit 2015 27 Mio. Euro in Sanierung von Anlagen und Netzen.
Seeheim-Jugenheim, Lautertal, Heppenheim. Anfang Juli kam es zu Stromausfällen im Versorgungsgebiet der GGEW AG. Genau in jenem Teilnetz, das der Bergsträßer Energiedienstleister von e-netz übernommen hat. Während das ursprüngliche Stromnetz der GGEW AG bereits seit den 90er-Jahren als eines der ausfallsichersten der gesamten Bundesrepublik gilt, erweisen sich die neuen Netze als anfällig. Die GGEW AG investiert deshalb bereits seit Jahren hohe Millionensummen, um die Technik auf den Standard zu bringen, den die Bürger von ihrem Versorgungsunternehmen erwarten. Die Situation
Im Gegensatz zum Großteil des GGEW-Stromnetzes liegen in den 2015 vom Vorbesitzer übernommenen Teilnetzen in Heppenheim, Seeheim-Jugenheim, Lorsch und Lautertal Kabel, die teils mehrere Jahrzehnte alt sind. „Als wir diese Netze gekauft haben, gingen wir von einem gewissen Sanierungsbedarf aus. Deshalb haben wir unmittelbar nach dem Erwerb ein langfristiges Investitionsprogramm zur Sanierung der Netze aufgelegt“, erläutert Carsten Hoffmann, Vorstand der GGEW AG. Stromausfälle wie die besagten entstehen in der Regel altersbedingt oder durch Verletzung der Isolation eines Stromkabels bei Tiefbauarbeiten. Über die Jahre graben alle möglichen Unternehmen in der Erde, Internetprovider, Telefongesellschaften etc. Es kann durchaus passieren, dass bei solchen Arbeiten unbeabsichtigt und unbemerkt die Isolation eines Stromkabels verletzt wird. Das muss nicht sofort einen Effekt haben. Aber irgendwann kommt es zu einem sogenannten Erdschluss – eine der drei Phasen im Kabel gerät in direkten Kontakt zum Erdreich und fällt schlagartig von ihren normalen 12 Kilovolt auf 0 Kilovolt ab, während die beiden anderen Phasen von 12 Kilovolt auf 20 Kilovolt hinaufschnellen. Das wäre bei neuwertigen Kabeln relativ unproblematisch. Für Jahrzehnte in der Erde liegende Kabel jedoch, deren Isolation gealtert, vielleicht sogar vorgeschädigt ist, kann es hier zu Folgen kommen. Fehler bleiben lange unsichtbar
Sind Kabel alt oder vorgeschädigt, macht sie dies zusätzlich anfällig für äußere Effekte wie beispielsweise eine langanhaltende Trockenheit, bei der sich Risse im Boden bilden und Schwachstellen weiter schädigen. Kommt es dann zum Erdschluss, fällt dies bei einem Netz wie beispielsweise Seeheim-Jugenheim, das an einer großen Umspannstation hängt, verbunden mit zahllosen Transformatoren in den Kommunen, nicht sofort auf. Sprich: Der Kunde merkt überhaupt nichts von dem besagten Erdschluss. Entsteht an einer anderen Stelle im gleichen Netz ein zweiter Erdschluss, kann der entstehende Doppelerdschluss nicht mehr durch eine Überbrückungsversorgung der betroffenen Haushalte sichergestellt werden. Ob und wann ein solcher Doppelerdschluss passiert, ist völlig unvorhersehbar. Der erste Schaden in Seeheim konnte schnell behoben und die Kunden innerhalb einer Stunde durch Umschaltungen wieder versorgt werden. Der zweite Schaden war nicht durch Schaltungstechnik zu lösen. Hier musste zeitaufwändig die Fehlerstelle lokalisiert und repariert werden. Sofortmaßnahmen: Ausgefeilter Krisenplan
Generell verfügt die GGEW AG für Störungsfälle über einen bis ins Detail ausgearbeiteten Krisenplan und ein professionelles Projektmanagement. Die notwendigen Maßnahmen zur Schadensbehebung konnten deshalb umgehend eingeleitet werden. „Unsere Mitarbeiter aus dem Strombereich haben schnelle und hervorragende Arbeit geleistet, alles Menschenmögliche unternommen und teils die ganze Nacht durchgearbeitet“, erklärt Uwe Sänger, Technischer Bereichsleiter bei der GGEW AG. Bei insgesamt mehr als 2.055 Kilometern verlegten Stromleitungen und 520 dazwischen geschalteten Transformatorenstationen ist die Fehlersuche komplex. „Weitere Stromausfälle sind unvorhersehbar und grundsätzlich nicht auszuschließen - wie bei jedem anderen Energieversorger auch. Deshalb bauen wir das betroffene Netz bereits seit Jahren um. Und es geht mit Hochdruck weiter: Schon vor den Stromausfällen haben wir zwei zusätzliche Tiefbaufirmen beauftragt und erhöhen damit die Zahl der Baumaßnahmen in Seeheim-Jugenheim von bisher drei auf dann fünf“, ergänzt Uwe Sänger. Gleichwohl wird es Zeit brauchen, bis der hohe Standard des sonstigen GGEW-Netzes erreicht wird. Das geht nur Schritt für Schritt, Straße für Straße. Denn großflächige Abschaltungen wegen Reparaturarbeiten sind den Bürgern nicht zuzumuten. Langfristige Maßnahmen: Zukunftssicherheit kostet Zeit und Geld
Die bereits seit vier Jahren laufende Umrüstung der neu erworbenen Netze auf GGEW-Standard ist aufwändig. „Wir investieren jährlich rund sieben Millionen Euro in die Instandhaltung unserer kompletten Anlagen. Seit 2015 bereits 27 Millionen Euro. Dabei werden wir es nicht belassen. Das gesamte Netzgebiet, alt wie neu, wollen wir in einer mittel- bis langfristigen Perspektive intelligenter steuern, betreiben und auf die anspruchsvolle, zukünftige Energiewelt vorbereiten“, erläutert Uwe Sänger. Herausforderungen wie Elektromobilität, Elektrifizierung der Wärmeerzeugung, stärkerer Einsatz von Photovoltaikanlagen erhöhen die dynamischen Belastungen der Kabel und damit auch die Störanfälligkeit für alle Netzbetreiber. Dementsprechend ist eine intelligentere Netzführung und Steuerung der Netzlasten von zentraler Bedeutung. Es geht also nicht nur darum, die „Altlasten“ der zugekauften Netze in Heppenheim, Lautertal, Seeheim-Jugenheim und Lorsch zu beheben. Die unglückliche Verkettung von Zufällen, die zu den Stromausfällen geführt hat, macht eindrücklich klar, wie wichtig es für uns alle ist, das gesamte Netz zukunftssicher zu machen. „Wir werden unseren Teil dazu leisten. Die Versorgungssicherheit der Bürgerinnen und Bürger in unserem Netzgebiet hat für uns oberste Priorität!“, so Uwe Sänger weiter. FAKTEN-CHECK GGEW AG - gegründet: 1886
Stromleitungen: 2.055 km
Gasnetz: 707 km
Wasserleitungen: 489 km
Trafostationen: 520
Netzbetrieb für neue Netze- übernommen von e-netz*: 2015 * in Heppenheim, Seeheim-Jugenheim, Lorsch, Lautertal